Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Wenn Sie unter unruhigen Beinen leiden, fragen Sie sich wahrscheinlich: Warum habe ich Restless Legs? Die Antwort ist oft komplex, da die RLS Ursachen vielfältig sind und von genetischen Faktoren bis hin zu Nährstoffmängeln reichen können.
Ein tieferes Verständnis der RLS Entstehung ist entscheidend, um die richtige Behandlung zu finden und langfristige Linderung zu erreichen. In diesem ausführlichen Artikel beleuchten wir die wichtigsten Faktoren, die zur Entwicklung des Restless-Legs-Syndroms beitragen können. Von primären bis hin zu sekundären Ursachen – wir erklären Ihnen, welche Mechanismen hinter Ihren Beschwerden stecken könnten.
Ob Sie gerade erst die Diagnose erhalten haben oder schon länger nach Antworten suchen: Dieses Wissen wird Ihnen helfen, Ihre Situation besser zu verstehen und gemeinsam mit Ihrem Arzt die optimale Therapiestrategie zu entwickeln.
Primäre RLS Ursachen: Wenn die Gene eine Rolle spielen
Bei etwa 60-70% aller RLS-Patienten liegt eine primäre Form vor, bei der die genetische Veranlagung die Hauptrolle spielt. Diese Form des Restless-Legs-Syndroms tritt meist schon in jüngeren Jahren auf und zeigt eine deutliche familiäre Häufung.
Wissenschaftliche Studien haben mehrere Genvarianten identifiziert, die das Risiko für RLS erhöhen. Besonders relevant sind Mutationen in Genen, die den Dopamin-Stoffwechsel und die Eisenregulation beeinflussen. BTBD9, MEIS1, MAP2K5 und PTPRD sind nur einige der Gene, die mit der RLS Entstehung in Verbindung gebracht werden.
Wenn Sie feststellen, dass auch andere Familienmitglieder unter ähnlichen Symptomen leiden, deutet dies stark auf eine genetische Komponente hin. Die Vererbung folgt meist einem autosomal-dominanten Muster, was bedeutet, dass bereits eine Kopie des veränderten Gens ausreicht, um das Syndrom auszulösen.
Interessant ist auch, dass die primäre Form oft progressiv verläuft. Das bedeutet, die Symptome können sich mit zunehmendem Alter verstärken und früher am Tag auftreten. Diese Erkenntnis ist wichtig für die Langzeitplanung der Behandlung und erklärt, warum sich die Beschwerden manchmal trotz gleichbleibender Therapie verschlechtern können.
Eisenmangel als zentrale Ursache verstehen
Eine der wichtigsten und gleichzeitig am besten behandelbaren RLS Ursachen ist der Eisenmangel. Studien zeigen, dass bis zu 25% aller RLS-Patienten einen manifesten Eisenmangel aufweisen, während bei vielen weiteren die Eisenspeicher im Gehirn reduziert sind, obwohl die Blutwerte normal erscheinen.
Eisen spielt eine entscheidende Rolle bei der Dopamin-Synthese im Gehirn. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Kontrolle von Bewegungen und das Gefühl der Ruhe in den Beinen verantwortlich ist. Wenn die Eisenkonzentration in bestimmten Gehirnregionen, insbesondere in der Substantia nigra, abnimmt, kann dies zu den charakteristischen RLS-Symptomen führen.
Besonders betroffen sind oft Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund der monatlichen Menstruation, Schwangere und stillende Mütter. Aber auch chronische Erkrankungen wie entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder häufige Blutspenden können zu einem Eisenmangel führen. Die gute Nachricht: Eisenmangel-bedingtes RLS lässt sich oft erfolgreich durch gezielte Eisensubstitution behandeln.
Wichtig zu wissen ist, dass nicht nur der Ferritin-Wert im Blut entscheidend ist. Experten empfehlen, dass RLS-Patienten einen Ferritin-Spiegel von mindestens 75-100 μg/l anstreben sollten – deutlich höher als die üblichen Referenzwerte von 15-20 μg/l.
Schwangerschaft und hormonelle Veränderungen
Die Schwangerschaft ist eine der häufigsten Situationen, in denen warum Restless Legs auftreten oder sich verschlechtern. Etwa 20-30% aller schwangeren Frauen entwickeln RLS-Symptome, meist im zweiten oder dritten Trimester. Diese Form wird als schwangerschaftsassoziiertes RLS bezeichnet.
Mehrere Faktoren tragen zur RLS Entstehung während der Schwangerschaft bei. Der erhöhte Eisenbedarf für das wachsende Baby kann zu einem relativen Eisenmangel bei der Mutter führen. Gleichzeitig verändern sich die Hormonspiegel drastisch – insbesondere Östrogen und Progesteron können die Dopamin-Rezeptoren beeinflussen.
Zusätzlich kann der Druck des wachsenden Uterus auf Nerven und Blutgefäße die Symptome verstärken. Auch der veränderte Folsäure-Stoffwechsel während der Schwangerschaft wird als möglicher Auslöser diskutiert. Die meisten Frauen bemerken eine deutliche Besserung oder ein komplettes Verschwinden der Symptome nach der Geburt, was die hormonelle Komponente unterstreicht.
Für schwangere Frauen mit RLS ist es besonders wichtig, die Eisenwerte engmaschig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu supplementieren. Auch sanfte Bewegung, Entspannungstechniken und eine gute Schlafhygiene können helfen, die Beschwerden zu lindern.
Medikamente als Auslöser von RLS-Symptomen
Viele Medikamente können als RLS Ursachen fungieren oder bestehende Symptome verschlechtern. Besonders problematisch sind Substanzen, die in den Dopamin-Stoffwechsel eingreifen oder die Eisenaufnahme beeinträchtigen.
Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische Antidepressiva, stehen ganz oben auf der Liste der RLS-auslösenden Medikamente. Sie können die Dopamin-Aktivität reduzieren und dadurch RLS-Symptome verstärken oder neu auslösen. Auch Neuroleptika und Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) können ähnliche Effekte haben.
Weitere problematische Medikamentengruppen umfassen bestimmte Antihistaminika, Lithium und einige Blutdruckmedikamente. Sogar rezeptfreie Schlafmittel können paradoxerweise zu unruhigen Beinen führen. H2-Blocker und Protonenpumpenhemmer, die häufig bei Magenproblemen eingesetzt werden, können die Eisenaufnahme beeinträchtigen und indirekt zu RLS beitragen.
Wenn Sie vermuten, dass Ihre Medikation zu den RLS-Symptomen beiträgt, sollten Sie niemals eigenständig Medikamente absetzen. Sprechen Sie stattdessen mit Ihrem Arzt über mögliche Alternativen oder Anpassungen der Dosierung. Oft gibt es gleichwertige Präparate, die das RLS nicht verschlechtern.
Grunderkrankungen und sekundäres RLS
Wenn eine andere Erkrankung die RLS Entstehung verursacht, spricht man von sekundärem oder symptomatischem RLS. Diese Form macht etwa 20-30% aller RLS-Fälle aus und kann sich durch die Behandlung der Grunderkrankung oft deutlich bessern oder sogar vollständig verschwinden.
Niereninsuffizienz ist eine der häufigsten Ursachen für sekundäres RLS. Bis zu 80% der Dialyse-Patienten leiden unter RLS-Symptomen. Die Ansammlung von Stoffwechselprodukten und Elektrolytverschiebungen scheinen dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Auch Diabetes mellitus kann durch Nervenschädigungen (Polyneuropathie) RLS-ähnliche Beschwerden auslösen.
Rheumatoide Arthritis und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen werden ebenfalls mit RLS in Verbindung gebracht. Die chronische Entzündung kann den Eisenstoffwechsel beeinträchtigen und zu funktionellem Eisenmangel führen. Schilddrüsenerkrankungen, sowohl Über- als auch Unterfunktion, können hormonelle Ungleichgewichte verursachen, die RLS begünstigen.
Besonders wichtig ist die Erkennung von Polyneuropathien als RLS-Ursache. Diese Nervenschädigungen können durch Diabetes, Alkoholmissbrauch, Vitaminmängel oder andere Faktoren entstehen und RLS-ähnliche Symptome verursachen. Die Unterscheidung ist therapeutisch relevant, da sich die Behandlungsansätze unterscheiden.
Lebensstil-Faktoren und ihre Auswirkungen
Verschiedene Aspekte des Lebensstils können erheblich dazu beitragen, warum Restless Legs auftreten oder sich verschlechtern. Diese Faktoren sind besonders relevant, da sie oft direkt beeinflussbar sind und somit therapeutische Ansatzpunkte bieten.
Koffeinkonsum ist einer der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren. Koffein kann die Dopamin-Rezeptoren blockieren und dadurch RLS-Symptome verstärken. Besonders problematisch ist der Konsum am späten Nachmittag oder Abend, da die Halbwertszeit von Koffein 6-8 Stunden beträgt. Nicht nur Kaffee, sondern auch Tee, Cola, Energydrinks und sogar Schokolade können relevante Koffeinmengen enthalten.
Alkohol zeigt einen zweiphasigen Effekt auf RLS. Kurzfristig kann Alkohol durch seine sedierende Wirkung die Symptome lindern, langfristig verschlechtert er jedoch die Schlafqualität und kann RLS verstärken. Zudem kann chronischer Alkoholkonsum zu Neuropathien und Nährstoffmängeln führen, die wiederum RLS begünstigen.
Bewegungsmangel und längere Immobilität können RLS-Symptome triggern oder verstärken. Paradoxerweise kann aber auch übermäßige körperliche Anstrengung, besonders am Abend, die Beschwerden verstärken. Das richtige Maß an Bewegung zu finden ist daher entscheidend für das Management der Erkrankung.
Stress und psychische Belastungen können ebenfalls zur RLS Entstehung beitragen. Chronischer Stress beeinflusst verschiedene Neurotransmitter-Systeme und kann die Symptome verstärken. Entspannungstechniken und Stressmanagement sind daher wichtige Bausteine einer ganzheitlichen RLS-Therapie.
Fazit: Die Vielfalt der RLS Ursachen verstehen und nutzen
Das Restless-Legs-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung mit vielfältigen RLS Ursachen, die von genetischen Faktoren über Nährstoffmängel bis hin zu Medikamentennebenwirkungen reichen können. Diese Vielfalt erklärt, warum die Symptome von Patient zu Patient so unterschiedlich ausgeprägt sein können und warum eine individualisierte Herangehensweise so wichtig ist.
Die gute Nachricht ist, dass viele der identifizierten Ursachen behandelbar sind. Eisenmangel lässt sich durch gezielte Supplementierung korrigieren, problematische Medikamente können oft durch Alternativen ersetzt werden, und Lebensstil-Faktoren wie Koffeinkonsum oder Bewegungsmangel sind direkt beeinflussbar. Selbst bei genetisch bedingtem primärem RLS gibt es heute effektive Therapieoptionen.
Für Sie als Betroffener ist es wichtig zu verstehen, dass die Suche nach den individuellen RLS Ursachen ein Prozess ist, der Geduld erfordern kann. Arbeiten Sie eng mit Ihrem Arzt zusammen, um eine gründliche Diagnostik durchzuführen. Dazu gehören Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Eisenwerte, eine Medikamentenanamnese und die Abklärung möglicher Grunderkrankungen.
Führen Sie ein Symptom-Tagebuch, in dem Sie nicht nur die Intensität und den Zeitpunkt Ihrer Beschwerden festhalten, sondern auch Faktoren wie Ernährung, Medikamenteneinnahme, Stress und körperliche Aktivität. Diese Informationen können wertvolle Hinweise auf mögliche Auslöser liefern und dabei helfen, die für Sie relevanten Ursachen zu identifizieren.
Denken Sie daran: Das Verständnis der RLS Entstehung ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung. Mit dem richtigen Wissen und der passenden Therapie lassen sich die Symptome in den meisten Fällen deutlich verbessern, sodass Sie wieder zu einer besseren Lebensqualität und erholsamerem Schlaf finden können.
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Erstellt am Oktober 14, 2025 von chris
RLS Ursachen: Die häufigsten Gründe für Restless Legs
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Wenn Sie unter unruhigen Beinen leiden, fragen Sie sich wahrscheinlich: Warum habe ich Restless Legs? Die Antwort ist oft komplex, da die RLS Ursachen vielfältig sind und von genetischen Faktoren bis hin zu Nährstoffmängeln reichen können.
Ein tieferes Verständnis der RLS Entstehung ist entscheidend, um die richtige Behandlung zu finden und langfristige Linderung zu erreichen. In diesem ausführlichen Artikel beleuchten wir die wichtigsten Faktoren, die zur Entwicklung des Restless-Legs-Syndroms beitragen können. Von primären bis hin zu sekundären Ursachen – wir erklären Ihnen, welche Mechanismen hinter Ihren Beschwerden stecken könnten.
Ob Sie gerade erst die Diagnose erhalten haben oder schon länger nach Antworten suchen: Dieses Wissen wird Ihnen helfen, Ihre Situation besser zu verstehen und gemeinsam mit Ihrem Arzt die optimale Therapiestrategie zu entwickeln.
Primäre RLS Ursachen: Wenn die Gene eine Rolle spielen
Bei etwa 60-70% aller RLS-Patienten liegt eine primäre Form vor, bei der die genetische Veranlagung die Hauptrolle spielt. Diese Form des Restless-Legs-Syndroms tritt meist schon in jüngeren Jahren auf und zeigt eine deutliche familiäre Häufung.
Wissenschaftliche Studien haben mehrere Genvarianten identifiziert, die das Risiko für RLS erhöhen. Besonders relevant sind Mutationen in Genen, die den Dopamin-Stoffwechsel und die Eisenregulation beeinflussen. BTBD9, MEIS1, MAP2K5 und PTPRD sind nur einige der Gene, die mit der RLS Entstehung in Verbindung gebracht werden.
Wenn Sie feststellen, dass auch andere Familienmitglieder unter ähnlichen Symptomen leiden, deutet dies stark auf eine genetische Komponente hin. Die Vererbung folgt meist einem autosomal-dominanten Muster, was bedeutet, dass bereits eine Kopie des veränderten Gens ausreicht, um das Syndrom auszulösen.
Interessant ist auch, dass die primäre Form oft progressiv verläuft. Das bedeutet, die Symptome können sich mit zunehmendem Alter verstärken und früher am Tag auftreten. Diese Erkenntnis ist wichtig für die Langzeitplanung der Behandlung und erklärt, warum sich die Beschwerden manchmal trotz gleichbleibender Therapie verschlechtern können.
Eisenmangel als zentrale Ursache verstehen
Eine der wichtigsten und gleichzeitig am besten behandelbaren RLS Ursachen ist der Eisenmangel. Studien zeigen, dass bis zu 25% aller RLS-Patienten einen manifesten Eisenmangel aufweisen, während bei vielen weiteren die Eisenspeicher im Gehirn reduziert sind, obwohl die Blutwerte normal erscheinen.
Eisen spielt eine entscheidende Rolle bei der Dopamin-Synthese im Gehirn. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Kontrolle von Bewegungen und das Gefühl der Ruhe in den Beinen verantwortlich ist. Wenn die Eisenkonzentration in bestimmten Gehirnregionen, insbesondere in der Substantia nigra, abnimmt, kann dies zu den charakteristischen RLS-Symptomen führen.
Besonders betroffen sind oft Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund der monatlichen Menstruation, Schwangere und stillende Mütter. Aber auch chronische Erkrankungen wie entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder häufige Blutspenden können zu einem Eisenmangel führen. Die gute Nachricht: Eisenmangel-bedingtes RLS lässt sich oft erfolgreich durch gezielte Eisensubstitution behandeln.
Wichtig zu wissen ist, dass nicht nur der Ferritin-Wert im Blut entscheidend ist. Experten empfehlen, dass RLS-Patienten einen Ferritin-Spiegel von mindestens 75-100 μg/l anstreben sollten – deutlich höher als die üblichen Referenzwerte von 15-20 μg/l.
Schwangerschaft und hormonelle Veränderungen
Die Schwangerschaft ist eine der häufigsten Situationen, in denen warum Restless Legs auftreten oder sich verschlechtern. Etwa 20-30% aller schwangeren Frauen entwickeln RLS-Symptome, meist im zweiten oder dritten Trimester. Diese Form wird als schwangerschaftsassoziiertes RLS bezeichnet.
Mehrere Faktoren tragen zur RLS Entstehung während der Schwangerschaft bei. Der erhöhte Eisenbedarf für das wachsende Baby kann zu einem relativen Eisenmangel bei der Mutter führen. Gleichzeitig verändern sich die Hormonspiegel drastisch – insbesondere Östrogen und Progesteron können die Dopamin-Rezeptoren beeinflussen.
Zusätzlich kann der Druck des wachsenden Uterus auf Nerven und Blutgefäße die Symptome verstärken. Auch der veränderte Folsäure-Stoffwechsel während der Schwangerschaft wird als möglicher Auslöser diskutiert. Die meisten Frauen bemerken eine deutliche Besserung oder ein komplettes Verschwinden der Symptome nach der Geburt, was die hormonelle Komponente unterstreicht.
Für schwangere Frauen mit RLS ist es besonders wichtig, die Eisenwerte engmaschig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu supplementieren. Auch sanfte Bewegung, Entspannungstechniken und eine gute Schlafhygiene können helfen, die Beschwerden zu lindern.
Medikamente als Auslöser von RLS-Symptomen
Viele Medikamente können als RLS Ursachen fungieren oder bestehende Symptome verschlechtern. Besonders problematisch sind Substanzen, die in den Dopamin-Stoffwechsel eingreifen oder die Eisenaufnahme beeinträchtigen.
Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische Antidepressiva, stehen ganz oben auf der Liste der RLS-auslösenden Medikamente. Sie können die Dopamin-Aktivität reduzieren und dadurch RLS-Symptome verstärken oder neu auslösen. Auch Neuroleptika und Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) können ähnliche Effekte haben.
Weitere problematische Medikamentengruppen umfassen bestimmte Antihistaminika, Lithium und einige Blutdruckmedikamente. Sogar rezeptfreie Schlafmittel können paradoxerweise zu unruhigen Beinen führen. H2-Blocker und Protonenpumpenhemmer, die häufig bei Magenproblemen eingesetzt werden, können die Eisenaufnahme beeinträchtigen und indirekt zu RLS beitragen.
Wenn Sie vermuten, dass Ihre Medikation zu den RLS-Symptomen beiträgt, sollten Sie niemals eigenständig Medikamente absetzen. Sprechen Sie stattdessen mit Ihrem Arzt über mögliche Alternativen oder Anpassungen der Dosierung. Oft gibt es gleichwertige Präparate, die das RLS nicht verschlechtern.
Grunderkrankungen und sekundäres RLS
Wenn eine andere Erkrankung die RLS Entstehung verursacht, spricht man von sekundärem oder symptomatischem RLS. Diese Form macht etwa 20-30% aller RLS-Fälle aus und kann sich durch die Behandlung der Grunderkrankung oft deutlich bessern oder sogar vollständig verschwinden.
Niereninsuffizienz ist eine der häufigsten Ursachen für sekundäres RLS. Bis zu 80% der Dialyse-Patienten leiden unter RLS-Symptomen. Die Ansammlung von Stoffwechselprodukten und Elektrolytverschiebungen scheinen dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Auch Diabetes mellitus kann durch Nervenschädigungen (Polyneuropathie) RLS-ähnliche Beschwerden auslösen.
Rheumatoide Arthritis und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen werden ebenfalls mit RLS in Verbindung gebracht. Die chronische Entzündung kann den Eisenstoffwechsel beeinträchtigen und zu funktionellem Eisenmangel führen. Schilddrüsenerkrankungen, sowohl Über- als auch Unterfunktion, können hormonelle Ungleichgewichte verursachen, die RLS begünstigen.
Besonders wichtig ist die Erkennung von Polyneuropathien als RLS-Ursache. Diese Nervenschädigungen können durch Diabetes, Alkoholmissbrauch, Vitaminmängel oder andere Faktoren entstehen und RLS-ähnliche Symptome verursachen. Die Unterscheidung ist therapeutisch relevant, da sich die Behandlungsansätze unterscheiden.
Lebensstil-Faktoren und ihre Auswirkungen
Verschiedene Aspekte des Lebensstils können erheblich dazu beitragen, warum Restless Legs auftreten oder sich verschlechtern. Diese Faktoren sind besonders relevant, da sie oft direkt beeinflussbar sind und somit therapeutische Ansatzpunkte bieten.
Koffeinkonsum ist einer der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren. Koffein kann die Dopamin-Rezeptoren blockieren und dadurch RLS-Symptome verstärken. Besonders problematisch ist der Konsum am späten Nachmittag oder Abend, da die Halbwertszeit von Koffein 6-8 Stunden beträgt. Nicht nur Kaffee, sondern auch Tee, Cola, Energydrinks und sogar Schokolade können relevante Koffeinmengen enthalten.
Alkohol zeigt einen zweiphasigen Effekt auf RLS. Kurzfristig kann Alkohol durch seine sedierende Wirkung die Symptome lindern, langfristig verschlechtert er jedoch die Schlafqualität und kann RLS verstärken. Zudem kann chronischer Alkoholkonsum zu Neuropathien und Nährstoffmängeln führen, die wiederum RLS begünstigen.
Bewegungsmangel und längere Immobilität können RLS-Symptome triggern oder verstärken. Paradoxerweise kann aber auch übermäßige körperliche Anstrengung, besonders am Abend, die Beschwerden verstärken. Das richtige Maß an Bewegung zu finden ist daher entscheidend für das Management der Erkrankung.
Stress und psychische Belastungen können ebenfalls zur RLS Entstehung beitragen. Chronischer Stress beeinflusst verschiedene Neurotransmitter-Systeme und kann die Symptome verstärken. Entspannungstechniken und Stressmanagement sind daher wichtige Bausteine einer ganzheitlichen RLS-Therapie.
Fazit: Die Vielfalt der RLS Ursachen verstehen und nutzen
Das Restless-Legs-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung mit vielfältigen RLS Ursachen, die von genetischen Faktoren über Nährstoffmängel bis hin zu Medikamentennebenwirkungen reichen können. Diese Vielfalt erklärt, warum die Symptome von Patient zu Patient so unterschiedlich ausgeprägt sein können und warum eine individualisierte Herangehensweise so wichtig ist.
Die gute Nachricht ist, dass viele der identifizierten Ursachen behandelbar sind. Eisenmangel lässt sich durch gezielte Supplementierung korrigieren, problematische Medikamente können oft durch Alternativen ersetzt werden, und Lebensstil-Faktoren wie Koffeinkonsum oder Bewegungsmangel sind direkt beeinflussbar. Selbst bei genetisch bedingtem primärem RLS gibt es heute effektive Therapieoptionen.
Für Sie als Betroffener ist es wichtig zu verstehen, dass die Suche nach den individuellen RLS Ursachen ein Prozess ist, der Geduld erfordern kann. Arbeiten Sie eng mit Ihrem Arzt zusammen, um eine gründliche Diagnostik durchzuführen. Dazu gehören Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Eisenwerte, eine Medikamentenanamnese und die Abklärung möglicher Grunderkrankungen.
Führen Sie ein Symptom-Tagebuch, in dem Sie nicht nur die Intensität und den Zeitpunkt Ihrer Beschwerden festhalten, sondern auch Faktoren wie Ernährung, Medikamenteneinnahme, Stress und körperliche Aktivität. Diese Informationen können wertvolle Hinweise auf mögliche Auslöser liefern und dabei helfen, die für Sie relevanten Ursachen zu identifizieren.
Denken Sie daran: Das Verständnis der RLS Entstehung ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung. Mit dem richtigen Wissen und der passenden Therapie lassen sich die Symptome in den meisten Fällen deutlich verbessern, sodass Sie wieder zu einer besseren Lebensqualität und erholsamerem Schlaf finden können.
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